Der ganz normale Größenwahn
Warum Darko C. Nikolic Architekt werden wollte und heute froh ist, Künstler zu sein
Die farbintensiven und streng geometrischen Arbeiten des Künstlers aus Hamburg entstehen oft im öffentlichen Raum, mit dem sie in Interaktion treten.
Ein Gastbeitrag von Jörg Heikhaus aka Alex Diamond.
Bekannt ist Darko C. Nikolic für seine farbgenauen und streng geometrischen Arbeiten, die er sowohl als Installationen, aber eben auch als klassische Bilder anlegt, meist in Serien von großformatigen Werken. Im letzten Jahr hat er eine 50 Arbeiten umfassende aber doch in sich geschlossene Arbeit komplett an das Deji Art Museum in Nanjing, China verkauft.
Als junger Mann wäre er am liebsten Architekt geworden. Aber dann kam er über die Illustration zur Kunst und gehört heute zu den wichtigsten Installationskünstlern in Deutschland, die den öffentlichen Raum bespielen. „Mich hat der gestalterische Bereich in der Architektur interessiert, aber die Sachzwänge waren mir zu groß. Meine Arbeit als Künstler hingegen ist nicht funktionsgebunden,“ erklärt Nikolic. „Am Ende bin ich aber doch sehr froh, dass ich über die Kunst doch noch zu den Bauwerken gekommen bin.“
In seinen großen Installationen geht es häufig um Statik, und Bau- oder Konstruktionsplanung, dem muss er auch als Künstler Rechnung tragen. „Mein Bruder ist Inhaber einer Firma für Messe- und Eventbauten. Dort habe ich viel gearbeitet und gelernt. Bei Projekten ziehe ich ihn meist zu Rate und lerne dabei eine ganze Menge über Planungen, Abläufe und Berechnungen.“
Aber er versucht sich vermehrt auf seine Kernkompetenz – die Gestaltung – zu konzentrieren. „Es ist sehr interessant Dinge zu erschaffen, die über meine körperliche Größe und individuelle Leistungsfähigkeit hinausgehen,“ erzählt er begeistert und zwinkert: „Das ist ganz normaler Größenwahn!“
Der Raum dafür wird ihm in der Regel angetragen, den sucht er sich nicht selber aus. „Dann ist es mir sehr wichtig, dass das Werk mit dem Ort interagiert: Was passiert an diesem Platz? Welche Aspekte davon lassen sich aufnehmen und verarbeiten und welche Geschichte lässt sich dazu entwickeln?“ Am Hauptbahnhof Hannover hat er 2018 ein solches Werk gebaut, die begehbare Installation „Abweg“, die Besucher, Reisende und Neugierige von ihrem Weg ablenken sollte und sie für einen Moment in das bunte Farbenspiel des Künstlers eintauchen ließ.
Für dieses Jahr konzipiert Darko C. Nikolic ein neues, sehr umfangreiches und auch streng wissenschaftliches Ausstellungskonzept, das er „Archetypes of Concrete Art“ nennt. Den kunstgeschichtlichen Traditionen folgend, werden hierbei sechs Motive in jeweils sechs Farbvarianten auf insgesamt 36 großformatigen Bildern durchdekliniert. Damit will er Aspekte der Form- und Farbgebung vergleichen und der Frage nachgehen, warum die gleiche Farbzusammenstellung in einer anderen Formgebung so anders wirkt. Dieses Ausstellungsprojekt setzt er gemeinsam mit der „MeetFridaFoundation“ von Dr. Anna Schwan im Hamburger Stilwerk um.
Während er bei seinen Werkserien für Ausstellungen seinen eigenen, aber doch festen Strukturen und Systemen folgt, so ist es bei den Installationen im öffentlichen Raum nur der Ort, der ihm Grenzen setzen kann, darüber hinaus genießt er absolute gestalterische, künstlerische Freiheit. Zu seinem früheren Berufswunsch sagt er daher heute: „Als Architekt hätte ich mir wahrscheinlich gewünscht, ein Künstler mit solchen Freiheiten zu sein.“
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