Eine Trutzburg für die Kunst

Woods Art Institute (© Harald Lemke)

Mehr als eine Kunstsammlung

Das Woods Art Institute ist eine Zuflucht für Kreative. Ein Gespräch mit dem Sammler Rik Reinking, aufgezeichnet von Jörg Heikhaus aka Alex Diamond.

Rik Reinking hat als Teenager schon sein erstes Werk gekauft, eine Zeichnung von Horst Janssen, und sich seitdem eine bedeutende Kunstsammlung aufgebaut, die er immer wieder in großen Schauen in Museen und anderen Institutionen gezeigt hat.

Inzwischen hat sich Reinking einen Traum verwirklicht: mit dem Woods Art Institute (WAI) hat er auf einem weitläufigen, wunderschönen Parkgelände in Wentorf bei Hamburg seiner Sammlung ein festes Zuhause gegeben und einen Ort geschaffen, an dem nicht nur Kunst gezeigt sondern auch Wissen vermittelt wird und sogar Künstler leben und arbeiten können – ein wahrhaft lebendiges Museum.

Bereits im Sommer 2018 sprach ich in meinem Podcast heliumTALK mit Rik Reinking darüber, wie wichtig es heutzutage doch sei, in einer von Algorithmen bestimmten kulturellen Erlebniswelt noch echte, reale Orte zu schaffen. Damals war er noch auf der Suche. Jetzt wollte ich wissen, wie man denn so einen Ort überhaupt findet, an dem man seine über Jahrzehnte angewachsene, international höchst bedeutende Sammlung der Öffentlichkeit zeigt?

Woods Art Institute (© Thomas Judisch)

Rik Reinking: Das Fragezeichen in Deiner Einleitung ist genau richtig platziert. Ich werde immer wieder gefragt, wie man solch einen Ort findet und meine Antwort ist immer dieselbe: Solch einen Ort findet man nicht. So ein Ort findet Einen.

WAI Park / Rhododendren (WAI ©️ Kai-Uwe Gundlach)

Wie beschreibst Du selbst diese Ansammlung von historischen und modernen Bauten mit unterschiedlichsten Nutzungen, inmitten eines bewaldeten Parks?

Rik Reinking: In einem Interview habe ich es mal als Trutzburg bezeichnet. Mir gefällt das auch noch immer. Es ist ein magischer Ort. Ein Ort, der sich tatsächlich auch nicht beschreiben lässt und noch schlechter abbilden lässt. In einer immer rauen und komplexer werdenden Welt, bietet dieser Ort vielleicht für Kreative, und das sind häufig sensible Menschen, eine Form der Zuflucht.

Wir sitzen hier ja sozusagen auf einem Plateau. Das Grundstück fällt im hinteren Teil um 48 Höhenmeter ab. Das ist für norddeutsche Gefilde schon eher ungewöhnlich.

Warum ist eine solche Trutzburg so wichtig für die Kunst heute?

Rik Reinking: Ich glaube in einer immer schneller werden Welt tut uns allen ein kurzes Innehalten gut. Zu uns in das WAI muss man sich ja auf den Weg machen und zu uns muss man auch kommen wollen.

Das heißt jeder, der sich auf den Weg gemacht hat, hat auch eine gewisse Vorfreude, eine Neugierde und noch viel wichtiger, man hat zudem die Möglichkeit auf dem Rückweg das Erlebte und die Erfahrungen mit dem notwendigen Quäntchen Zeit zu verarbeiten.

In einer Zeit, in der vor allem kleinere und mittelgroße Galerien Schwierigkeiten haben, Käufer zu finden und überhaupt Besucher anzuziehen, und viele vor der Schließung stehen, und in der Künstler immer weniger Ausstellungsmöglichkeiten finden – wie kann Kunst überlebensfähig und im Blickpunkt der Gesellschaft bleiben?

Woods Art Institute Gallery
Rik Reinking

Rik Reinking: Wir haben uns dafür entschieden, einen kleinen Schritt aus dem “Spektakel“ heraus zu treten. Uns zu besuchen ist also so etwas wie ein Kurzurlaub. Etwas, auf das ich mich freuen kann. Ich begebe mich auf eine (zugegeben sehr kurze) Reise. Im gleichen Moment lerne ich wieder zur Ruhe zu kommen. Hier angekommen erlebe ich einen Dreiklang aus Architektur, Natur und Kunst und es besteht die Möglichkeit, das menschliche Werte wieder Anklang finden und ich im besten Fall, durch die Betrachtung von Kunst, etwas über mich selbst erfahre. Diese Erfahrung kann ich auf dem Rückweg noch vertiefen.

Kunst benötigt diese Ruhe und das Einlassen der Betrachter. Davon profitieren am Ende beide. Also wer zu uns findet, wird in der Regel auch Wiederholungstäter.

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