Mineralischer Wandputz Der Stoff der unbegrenzten Möglichkeiten
Malermeisterin Ursula Kohlmann liebt Farben und Pigmente. Wenn ihre Kunden sich für einen mineralischen Wandputz entscheiden, bietet sie ihnen eine ganze Palette an selbst angerührten Farbtönen. Ein Gespräch über ihr Lieblingsmaterial.
Sie arbeiten seit vielen Jahren mit mineralischen Wandputzen. Was macht das Material so besonders?
Es ist ein super Allround-Genie: Durch seine Atmungsaktivität kann es Luftfeuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben. Selbst wenn die Wände darunter noch leicht feucht sind, zum Beispiel in Kellern oder Bädern, platzt der Putz nicht ab, sondern verbindet sich mit dem Untergrund und trocknet durch die Oberfläche durch. Neben den ökologischen Vorteilen lässt das Material sich auch gut gestalten. Es sind fast endlos viele Strukturen und Farbtöne möglich.
Werden solche Materialien jetzt erst in ihrer ganzen Bandbreite entdeckt?
Mineralischen Putze aus Kalkmarmor gab es schon in Pompeji. Sie haben sich über Jahrhunderte als Wandoberflächen bewährt. In Deutschland ist diese Form der Wandgestaltung auch nicht neu, aber die Vielfalt, mit der sich die Wände heute damit ausstatten lassen, ist neu entdeckt.
Wie haben Sie zu diesem Material gefunden?
Nach meiner Ausbildung zur Malergesellin habe ich in Aix-en-Provence Kunst studiert. In Frankreich habe ich faszinierend gespachtelte Bäder gesehen, auch Marokko hat mich auf meinen Reisen beeindruckt. Dort konnte ich vielen Handwerkern über die Schulter schauen und am Ende meinen eigenen Stil entwickeln. Meine Eltern führten damals einen klassischen Malerbetrieb, den ich schließlich später weiterentwickelt habe.
Ist so ein Wandputz eher etwas für eine kreative Minderheit oder ist die Kundennachfrage groß?
Die Nachfrage war und ist zumindest bei uns immer gut, allein schon, weil wir mit so vielen unterschiedlichen, bei uns in der Werkstatt selbst angerührten, Farbtönen arbeiten. Ich beobachte aber auch, dass immer mehr Leute über die Auseinandersetzung mit dem Thema Nachhaltigkeit an dieses Material kommen. Sie wollen keinen Kunststoff an den Wänden, sondern ökologische Alternativen für sich und ihre Familien. Gerade bei Jüngeren kommt das an.
Wie lässt sich so ein Wandputz im Bad einsetzen: Dient er eher als Element, oder füllt er ganze Wände und Räume?
Bäder sind längst zu Wohlfühloasen geworden. Die Kunden wünschen sich zunehmend Farben, Strukturen und Oberflächen, die früher nur in anderen Räumen Verwendung fanden. Gleichzeitig haben wir es im Bad mit erhöhter Feuchtigkeit zu tun und einem hohen Anspruch an jeden Baustoff. Mineralischer Wandputz kann ganze Bäder und Räume füllen. Bäder spachteln wir immer komplett, damit das Material in seiner Erscheinung und Atmungsfähigkeit überhaupt funktionieren und wirken kann. Das Schöne ist ja, das sich so viele Oberflächen damit bearbeiten lassen. Wände in Bädern lassen sich zum Beispiel optimal versiegeln, wenn man die glatt verpresste Version dafür nutzt. Auch hier setzen wir viele verschiedene Oberflächen ein. Raue, matte, strukturierte, mit Wachs versiegelte, mit Glimmer oder ganz ohne Struktur. In fugenlosen Duschen wiederum verwenden wir wasserfeste Putze, weil hier wirklich kein Wasser unter die Oberfläche dringen darf. Dieser Beton Ciré ist daher richtig lackiert und nicht mehr atmungsaktiv.
Was müssen Wände erfüllen, damit der Putz nachhaltig aufgetragen werden kann?
Er kann auf fast jedem Untergrund aufgetragen werden, außer auf einer instabilen Holzkonstruktion wie etwa auf Fachwerk. Der einfache Grund: da der Putz mineralisch und daher nicht elastisch ist, kann er Schwingungen nicht ausgleichen und es könnten Risse entstehen.
Was war bisher Ihr ungewöhnlichster Auftrag?
Der ungewöhnlichste und zugleich aufregendste Auftrag war, eine Altbauvilla in Bonn für einen Thailändischen König zu verputzen. Wir haben alle Wände im Haus in einem hochglänzenden Marmorputz verspachtelt. Die gesamte Villa in einem glänzenden, hellen Samtton erstrahlen zu sehen, war natürlich sensationell. Das macht einen stolz.
Zur Person
Ursula Kohlmann ist seit über 30 Jahren Malermeisterin und Inhaberin der Malerwerkstätten VerWANDlung Remmers in Bonn-Bad Godesberg. In Ihrer Werkstatt rührt sie mit ihrem Team die Pigmente für mineralische Wandputze selbst an. So entstand eine eigene Kollektion aus 150 naturschönen, ökologischen Farben und Putzen, die über ihren Onlineshop bezogen werden können. Im Eigenverlag erschien jüngst ihr E-Book „In 8 Schritten zum perfekten Farbkonzept“ mit Grundlagen, Tipps und Tricks für eine gelungene Farbgestaltung.
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